Pyrenäen Reise um Bielsa

Vom 7.9. bis 14.9. 2019 fand über Thomas Wilken Tours eine Reise in der Region um Bielsa (Aragon) statt, wo verschiedene Seitentäler der spanischen Hochpyrenäen um Bielsa, Plan und Escalona besucht wurden.

Auf dieser Bergtour gelang die Besteigung der beiden 3000er Forqueta und Bachimala oder Bachimale. Zwei beeindruckende Gipfelerlebnisse inmitten der wilden und unberührten Felsgipfeln der Pyrenäen. Somit haben wir uns einige verschiedene Landschaftszonen dieser so vielfältigen Region vorgenommen.

Tagesetappen waren:

  • Canyon de Anisclo
  • Forquetta (3041m)
  • Pena de Once und Ibon de Plan
  • Lagunas Munia
  • Bachimala (3177m)
  • Llanos de Larri, Valle de Pineda
  • Zusatztag Vulturo in der Sierra de Cadi

Teilnehmer waren:

  • Thorsten Bonaventura
  • Christian Blask
  • Thomas Wilken
  • Marion Schröder musste ihre Teilnahme kurzfristig absagen

Canyon de Anisclo

Ein schöner Einstieg war der Canyon de Anisclo mit seinen mächtigen Felswänden, dicht bewaldeten Hängen und zahlreichen Wasserfällen und Gumpen. Vor allem das meistens grünlich gefärbte Wasser hatte es uns angetan und diente als beliebtes Fotomotiv.

Auch einige Höhenmeter konnten wir heute überwinden, und dazu das urige Dörfchen Sercue durchwandern. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Gänsegeierpärchen das in einer Felswand über uns ihr Nest zu haben schien, und immer wieder über uns kreiste. Allerdings in gebührendem Abstand.

Interessant war die Anfahrt ab Escalona über ein schmales Bergsträßchen mit kaum mal Platz für 2 Autos. Da es recht kurvig war fuhr ich vorsichtig um eventuell entgegenkommende Fahrzeuge früh genug wahrzunehmen. Später erfuhr ich von einem freundlichen Parkwächter das dies unnötig war, denn die Straße darf nur in eine Richtung befahren werden. Zurück mussten wir einen kleinen Umweg nehmen, der aber hervorragende Aussichten auf die umliegenden Hochgipfel und Wälder bot.

Wandern im Canon de Anisclo in den Pyrenäen

Forqueta (3011m)

Der erste 3000er der Tour war natürlich ein Höhepunkt. Direkt im Angesicht der Posets besteigen wir über den GR 11.2 und den Übergang Collada Grist die 3011m hohe Forqueta. Ausgangspunkt ist hier das Refugio Biados, das sich von Plan aus auf einem ordentlichen, aber zumeist ungeteerten, Fahrweg in knapp 30 Minuten erreichen lässt. In der Nähe der Hütte gibt es brauchbare Parklplätze direkt am Ausgangspunkt. Wir halten uns Rechts immer dem Weg folgend in Richtung Refugio Angel Orus, ein riesiger Kasten, der von Eriste aus angesteuert wird. Nach dem ersten Teilstück durch dichte Kiefernwälder liegen die felsigen Regionen des Pico Llardaneta direkt vor uns. Beeindruckend sind die gebänderten Querfalten, welche uns einiges über die Entstehungsgeschichte der Pyrenäen verraten. Die Landschaft wird karger und mühsam steigen wir zur Passhöhe auf. Hier frischt der Wind plötzlich deutlich auf, sodass wir unsere Mittagspause auf die Ostseite Richtung Benasquetal verlegen müssen. Danach bleiben nur noch 150 Hm am Grat übrig, die leichte und anregende Kletterei erfordern. Dann ist der Blick frei, in fast alle Richtungen. Nur die gewaltige Posets, mit 3392 m zweithöchster Berg der gesamten Pyrenäen, schränkt die Sicht etwas ein. Ihre rötlich gefärbte Pyramide ist aber definitiv sowieso der Blickfang schlechthin vom Gipfel.

Wir steigen mangels Alternativen am Aufstiegsweg auch wieder ab und fahren zurück nach Bielsa in unser Quatier.

3000 um Posets in den Pyrenäen

Pena de Once (2660m), Ibon de Plan

Definitiv einer der schönsten Pyrenäenseen ist der Ibon de Plan, oberhalb der Ortschaft Saravillo. Am Ortsausgang muss ein Ticket gekauft werden um den schottrigen Forstweg befahren zu dürfen. 3 Euro sind zu verkraften, wenn der Automat denn nur funktionieren würde. Die Straße selbst ist recht breit und gut in Schuss. Auf über 1950m befindet sich eine Schutzhütte mit Parkmöglichkeiten. Von hier aus geht es erstmal etwas bergab. Nach ca. 20 Minuten kommen wir schon zum See, der von gigantischen Kalkwänden umrahmt wird. Unten leuchtet seine grünlich schimmernde Oberfläche, ein fast perfektes Fotomotiv. Diesmal bei meinem zweiten Besuch hier nur etwas weniger perfekt als vorher, denn der See ist deutlich kleiner als ich ihn in Erinnerung habe. Die Sommermonate scheinen recht trocken gewesen zu sein, der See ist deutlich geschrumpft. Astgabeln auf denen beim ersten Mal Kinder über dem Wasser turnten, befinden sich nun weit außerhalb des Sees.

Da das Wetter entgegen der Prognose brauchbar bleibt, halten wir auf den Passübergang Colladeto zu. Bis hierher hilft ein recht guter Pfad. Dabei sehen wir neben einer Schafherde markant einzeln stehende Bäume, und beeindruckende Felswände, mit zum Teil schönen Bänderungen. In jedem Fall Fotomotive in Hülle und Fülle. Möglichst direkt halten wir von der Passhöhe auf den Gipfelgrat der Pena de Once zu, die verlockend über uns aufragt. Zuerst aber müssen wir uns durch eine steile Schuttflanke quälen. Im oberen Teil  wird der Pfad besser und der Gipfelgrat überzeugt mit atemberaubenden Tiefblicken und einer Aussicht auf zahlreiche Hochgipfel um Plan und Benasque.

Gipfel der Pena de Once in den Pyrenäen

Lagos de Munia

Nachdem gestern schon schlechtes Wetter angesagt war, aber das Wetter nicht gehalten hatte was die Vorhersage “versprach” und wir einen schönen Bergtag hatten, erhofften wir uns für heute dasselbe. In Bielsa sah der Himmel zumindest noch recht frei aus.

Also wollten wir die Robinera oberhalb der Ibones de Munia probieren. Wir fuhren Richtung Frankreich und kurz hinter Parzan links über Chisagues zum Parkplatz Fuente de Petramula. Der letzte Teil soll angeblich nur mit Allradfahrzeugen befahrbar sein, aber wir schafften es mit unserem Kia recht gut. Auf etwa 1900 Metern starteten wir und fanden auch sofort den Pfad Richtung See. Beim Aufstieg zog es sich immer weiter zu und schon bald mussten wir die Regenklamotten überstreifen. Die Nässe war aber durchaus erträglich mit der entsprechenden Kleidung. Auch der Pfad war gut also gingen wir erstmal weiter. Immer mal schälten sich vereinzelte Berge aus dem Wolkenmeer, und nährten die Hoffnung auf Wetterbesserung. Leider erfüllten sich diese Hoffnungen nicht, dann auf der Passhöhe kurz vor den Seen, wurden die schneebedeckten Abschnitte immer größer. Die Wegsuche wurde dadurch komplizierter und es begann ein brutaler Wind von vorne zu wehen. Nun wurde es wirklich unangenehm und wir entschieden uns umzukehren. Nach ca. 30 Minuten Rückweg fanden wir einen schönen, schneefreien Platz, und die Sonne schaute immer mal durch. Allerdings blies der Wind weiterhin kräftig und malträtierte uns mit gewaltigen Böen, die sogar meinen Rucksack wie von Geisterhand in Bewegung setzten.

Immerhin bekamen wir beim Abstieg doch noch einiges der malerischen Berglandschaft um uns herum zu sehen, sodass es wenigstens schöne Fotos gab.

Gipfel Bachimale in den Pyrenäen

Bachimala (3177m)

Nicht nur Höhenmäßig war die Bachimala der Höhepunkt dieser Tourenwoche. Der bunt gefärbte Gipfel mit der enorm weiten Aussicht war extrem spektakulär. Der Anstieg, wiederum vom Refugio Biados, verlief durch vielfältige Berglandschaften. Zuerst führte uns direkt von der Hütte weg ein steiler Pfad durch einen malerischen Kiefernwald. Oberhalb der Baumgrenze erwartete uns Weideland, erstaunlicherweise mit einer kleinen Steinhütte ausgestattet, die mit Unmengen von Schafen umgeben war.

Dahinter raten schon die ersten 3000er auf, und unser Tagesziel war auch schon zu erkennen. Aussichtsreich war dann der folgende Gratanstieg, der sich bis zu einem kurzen Gegenabstieg in Richtung Collada Signal de Biados zog. Danach querten wir, praktisch unter dem Gipfelkamm, Richtung Bachimale Hauptgipfel. Das Gelände wurde zunehmend steiniger. Ein von weitem mühsam wirkender Hang ließ sich, mit ganz leichten Kletterstellen, problemlos überwinden und wir erreichten den lang gezogenen Schuttrücken, der auf gutem Pfad fast zum Gipfel führt. Die letzten 200 Hm waren wieder etwas steiler, aber bald standen wir vor dem felsigen Schlussstück. Schon hier weitete sich plötzlich der Blick nach Osten auf zahlreiche 3000er der Pyrenäen, mit dem Pico de Aneto (3404m) als Höhepunkt. 10-15 Minuten leichte Kletterei, etwas ausgesetzt zwar, aber nirgends über den ersten Grad hinausgehend, würzten den Schlussanstieg. Kurz darauf standen wir auf einem der höchsten Gipfel der Pyrenäen. 2 Bergsteiger die über den Grat aufgestiegen waren saßen schon oben, sodass gegenseitig Gruppenfotos gemacht werden konnten. Zum Glück erwischten wir einen perfekten Tag mit kaum Wolken und sehr klarer Luft. 360 Grad Rundumblick, es zeigten sich alle bekannten Gipfel der Region: Pico de Munia, Monte Perdido, Vignemale, Robinera, Punta Suelsa, Posets, Pico de Aneto, Maladeta und viele mehr. Dazu kamen atemberaubende Tiefblicke auf zahlreiche Seen und Hochflächen. Für den Abstieg blieb uns nur der Aufstiegsweg und ein perfekter Bergtag ging zu Ende.

Salto de Larri in den Pyrenäen

Llanos, Cascadas und Salto de Larri

Für den letzten Tag wählten wir eine kürzere Tour, da wir im Anschluss noch nach Barcelona fahren mussten um früh genug dort zu sein für Christian und Thorstens Rückflug am nächsten Morgen. Da wir ja schon Bielsa stationiert waren bot es sich an, das malerische Valle de Pineta zu besuchen. Nach kurzer Anfahrt waren wir am Parkplatz und konnten die umliegenden wilden Felsgipfel fotografieren. Über die Brücke ging es erstmal zum Kloster Ermita de Pineta, dann aber sofort steil bergauf. Den breiten Fahrweg konnten wir jeweils abkürzen sodass wir früh an den Llanos ankamen. Der Wasserfall prangte am Ende des Tales, war aber noch nicht von der Sonne angeleuchtet. So blieb Zeit das lange Tal zu durchstreifen.  Dabei begleiteten uns neben Kühen auch neugierige Murmeltiere, welche sogar Fotos zuließen.

Nach etwas warten kam dann die Sonne durch und erleuchtete zuerst den Wasserfall, bzw. Salto wie es auf Spanisch heißt.  Diesmal hatten wir viel Zeit, genug zumindest um gutes Licht abzuwarten und schöne Bilder zu machen. Auch von den umliegenden Bergen und dem Gletscherrest des Monte Perdido. Für den Abstieg wählten wir den Waldweg an den Cascadas (ebenfalls ein spanisches Wort für Wasserfälle) de Larri entlang. Über Stufen und zum Schluss am Fluss entlang kehrten wir zum Parkplatz zurück.

Tiefblick am Volturo in den Pyrenäen

Vulturo, Sierra de Cadi (2638m)

Nachdem ich Thorsten und Christian recht früh am Flughafen abgesetzt hatte, entschied ich mich nochmal gut 2 Stunden in die Sierra de Cadi zu fahren. Der Wetterbericht schien nun doch recht gut, und es sah auch gut aus, zumindest um Barcelona herum. Also starte ich direkt durch und mache mich auf den Weg zum Örtchen Josa. Von dort aus bin ich aber noch nicht am Ausgangspunkt, denn dieser heisst Collado de Jovell und lässt sich nicht über Google Maps finden. Hm, zum Glück habe ich auch den Rother Wanderführer mit einer Karte. Die Anfahrt ist direkt gegenüber meines Parkplatzes und sogar bezeichnet. Ganz so gut wie beschrieben ist der Fahrweg allerdings nicht, aber ich komme ganz gut hoch. Unterwegs sehe eine Gruppe Gänsegeier in geringer Höhe über mir kreisen. Vulturo kommt wohl vom englischen Voulture (Geier). Bei dem extremen Mix aus verschiedenen Sprachen, den das Katalanische darstellt, würde das gut passen. Ich halte an und versuche die riesigen Aasfresser vor die Kamera zu bekommen, was recht gut gelingt. Wenige Minuten später bin ich auf der Passhöhe und schaue mir den mit Buchsbäumen und Niedrigsträuchern bewachsenen Südhang an. Da muss ich durch. Zuerst gibt es eine gute Spur, aber rasch löst sie sich zwischen Steinen und Sträuchern auf. Der Aufstieg ist ziemlich mühsam, immer wieder muss ich Umwege gehen und/oder über die größeren Felsen balancieren. Ein Gehrythmus stellt sich so nicht wirklich ein und das Gelände ist recht steil. Weiter oben bleibt es zwar steil, aber die Sträucher werden immer weniger. Ein Rudel Gemsen begleitet mich stattdessen Richtung Gipfelkamm. Das Wetter scheint allerdings umzuschlagen. Finstere Wolken ziehen auf und bewegen sich auf dieses Bergmassiv zu. Imposant steht die Pedraforca vor mir, von den dunklen Wolken umrahmt wirkt sie allerdings etwas drohend. Die ersten Tropfen fallen, also ziehe ich die Regenjacke an und schütze meinen Rucksack. Ein Gewitter scheint es nicht zu geben also gehe ich erstmal weiter. Rechts von mir muss der Gipfel sein, er scheint recht nah. Und der Grat sieht interessant aus, also halte ich auch ihn zu. Kurz vor dem Gipfel den ich sehe wende ich mich zum Gratrücken, mittlerweile kommt wieder etwas Sonne zum Vorschein. Zum Vorschein kommen auch die vielgerühmten Steilwände der Sierra de Cadi. Mächtig! Und stark bewaldet. Der Gipfel scheint auch nah, aber oben angekommen sehe ich weiter östlich einen etwas höher scheinenden Gipfel, ebenfalls mit Steinmännern markiert. Naja Steinmänner gibt es massenhaft hier. Imposant ist der Weg über den Felswänden zum nächsten Gipfelpunkt. Dort erwartet mich die nächste Überraschung: Nun sehe ich den Vulturo, allerdings liegt ein kräftiger Zwischenabstieg zwischen meinem Standort und seinem Gipfel. Ich überlege ob ich mich mit dem jetzigen Gipfel zufrieden geben soll, es müsste der Roca Dreta sein. Aber zu verlockend wirkt der Vulturo auf der anderen Seite, von einem mächtigen Felsband flankiert. Auch der Weg durch gelbliche Rasenflächen, endlich mal ohne Steine und Sträucher, sieht lohnend aus. Also los, sooo weit ist es auch wieder nicht. Und wirklich bin ich recht schnell da. Ich kürze noch etwas ab um ein paar Meter leichter Kletterstellen mitzunehmen, und leiste dann zwei Spaniern am Gipfel Gesellschaft. Bis zu den Hochgipfeln um den Puigmal und den Bergen Andorras kann ich schauen, aber vor allem die nahe Pedraforca beherrscht die Szenerie.

Meine Essenspause fällt kurz aus, ich muss ja noch den Gegenanstieg hinter mich bringen, dort mache ich dann länger Pause…

Relativ schnell bin ich zurück am ersten Gipfel, am Weg treffe ich noch eine Gruppe Spanier mit Hund, die sich nach dem Weiterweg erkundigen.

Vom Roca Dreta lockt noch der Roca Grossa. Er liegt sowieso am Weg, und mehr als 50 Höhenmeter extra dürften es auch nicht sein, also warum nicht. Der Anstieg bietet ein paar imposante Einblicke in die Steilwände der Sierra de Cadi, aber keine Schwierigkeiten. Also steige ich vom Gipfel direkt ab um meinen Aufstiegsweg wieder zu finden. Das gestaltet sich einfach, denn die Gemsen sind immer noch da. Sogar fotografieren lassen sie sich. Nun wartet noch der Abstieg durch den bewachsenen Hang, vor dem mir etwas graute. Aber es geht besser als gedacht und bin schnell am Auto. Für meinen späten Start passt die Zeit noch ganz gut. Ich muss ja noch über 2 Stunden bis Girona fahren, von dort geht mein Flug.